Den Frieden suchen

Grabkreuz (c) pixabay.de

 

Bergisch Gladbach | 18.11.2018

Am Volkstrauertag 2018 fand am Ehrenmal des Laurentiusfriedhofs eine Gedenkveranstaltung statt. Kreisdechant Hörter erinnerte daran, dass sich der Schrecken Schritt für Schritt entfesselt: Hass und Gewalt. Unterdrückung und Krieg. Leid und Tod. Dann häufen sich die Toten, die niemand mehr zählen kann. Die Überlebenden werden müde hinzusehen, wen es getroffen hat. Die Nachkommen wissen oft nicht mehr, was geschehen ist: Wer fiel in der Fremde als Soldat? Wer fand durch eine Bombe den Tod?  Wer starb auf der Flucht oder in Gefangenschaft? Wer wurde ermordet, weil er eine andere Überzeugung, eine andere Lebensweise hatte, einer Rasse zugerechnet wurde oder weil andere meinten, das Leben eines Menschen mit Behinderung sei gar nichts wert? Wer profitierte vom Krieg und wer bereicherte sich am Eigentum anderer Menschen? Wer machte bereitwillig mit? Wer hat Widerstand geleistet? Wer folgte dem Hass? Wer trat ein für Frieden und Menschlichkeit in einer gefährlichen Zeit?

Auch wenn in der Gegenwart nicht mehr  viel – oder vielleicht auch gar nichts mehr – über die Toten der Kriege gewusst wird, so bleibt den Christen die Gewissheit, dass Gott nichts verborgen bleibt. Wir wissen auch, dass Gott Gerechtigkeit will, dass unser Leben vor Gott bestehen soll und Bestand haben wird. Vor den Augen Gottes hat ein jedes Leben Wert und Bedeutung.

Es ist Gott, der ganz und gar auf den Einzelnen schaut, der unser Leben kennt, der zugegen bleibt, der uns erhalten wird, auch wenn Tod und Zerstörung um sich greifen. So heißt es in Psalm 139 über Gott, »du hast mich erforscht und du kennst mich.  Ob ich sitze oder stehe, du weißt von mir.« Der uns kennende Gott, so wird es im gleichen Psalm deutlich, wird unsere Hand ergreifen, wenn uns die »Finsternis bedeckt«, die Nacht uns umgibt. In der Dunkelheit des Todes, wenn andere sich abwenden, wird Gott uns nicht vergessen.

Das Mitfühlen, die Erinnerung der Menschen wird – erst recht mit zeitlicher Distanz – immer schnell an Grenzen stoßen. Was hat jene ausgemacht, die den Tod fanden? Welches Unrecht ist ihnen widerfahren? Welches Leben wurde ihnen vorenthalten? Unzählige Geschichten, die es wert wären, dass sie erzählt werden. Doch niemals erfassen wir die riesige Menge an Leid und Tod, die Menge der ausgelöschten Leben, die gewaltige Masse an geraubter Zukunft, all die Schmerzen der Angehörigen, all die furchtbaren Folgen von Hass und Krieg. Dies vermag nur Gott allein.

Und doch kann das Totengedenken kostbar sein, glaubt Kreisdechant Hörter. Es ist verbunden mit der ewigen Mahnung an die Nachkommen, die Einzigartigkeit, die Menschenwürde zu achten und zu bewahren, im Miteinander andere Wege zu gehen, den Frieden zu suchen, Leid und Tod nicht in Kauf zu nehmen. Wenn der Blick in das Gestern geht und sich ebenso auf das Heute und das Morgen richtet, so ist eine wichtige Botschaft angenommen. Auch der  Psalm 139 betont an seinem Ende, dass jene, die Gottes Wertschätzung für jedes Leben missachten, besser gar nicht sein sollten. Und der Psalmist warnt uns vor denen, die Gottes Wort verdrehen und seinen Namen missbrauchen. Und jenen, die voller Hass sind und die nach dem Blut gieren, sollten wir nicht folgen. Hassen sollten wir den Hass selbst, der sich unter uns Bahn bricht, und wir sind gefordert, immer wieder einen anderen Weg zu wählen. »Sieh her, ob ich auf dem Weg bin, der dich kränkt«,  bittet der Psalmist ein wenig später, »und leite mich auf dem altbewährten Weg!«

Möge Gott, der die Menschen kennt und liebt, die Opfer von Krieg und Gewalt heimführen in sein friedliches Vaterhaus und möge er die Menschen immer wieder zurückführen auf dem Weg der Versöhnung, der Gerechtigkeit und des Friedens.